Unterstützungsprobleme gehören bei den Stromern wohl zu den am häufigsten gemeldeten Problemen. Das zentrale Element für die Regelung der Unterstützung ist der Drehmomentsensor im linken Ausfallende. Er misst die Kraft welche beim Pedalieren auf die Kette wirkt und setzt diese in einen Spannung um. Diese wird vom Fahrcomputer, dem OMNI, ausgewertet und je nach Einstellung der Fahrstufe und des sog. Drehmomentsensorwerts an die Leistungselektronik, der sog. MCU (Motor Control Unit) bzw. dem Controller, weitergeleitet. Dieser wiederum speist den Nabenmotor.
Der Drehmomentsensor hat einen Arbeitsbereich bzw. ein Spannungsfenster, indem die gelieferte Spannung an das Omni liegen muss. Liegt sie oberhalb oder unterhalb dieser definierten, modellabhängigen Schwelle wird ein Fehler im Omni angezeigt und die Unterstützung wird eingestellt.
Damit die Spannung im Arbeitsbereich liegt ist einerseits die Werk-Justage des Sensors zuständig, anderseits das Anzugsmoment(e) der Steckachse im Hinterrad und der Sensorplatte im Ausfallende.
Stromer hat im Laufe der Jahre immer wieder Verbesserungen einfliessen lassen. So wurden die TMM-Sensor-Modelle gewechselt, Anzugs-Drehmomente der Steckachse oder Sensorplatte angepasst und auch eine 'Use Trace' Funktion implementiert, welche Schwankungen des Sensors ausgleichen soll.
Solange wie die Geschichte der TMM Sensoren ist auch die der Lösungsansätze um Probleme bei der Unterstützung zu lösen. Der Erfolg ist unterschiedlich. Einfaches Kalibrieren kann bereits helfen, während dem der Austausch des Sensors auch nicht zwingend das jeweilige Problem löst. Auch gibt es kuriose Lösungen wie z.B. das Hupen oder das Anbringen eines Mantelwellenfilter um die Unterstützung wieder zurückzugewinnen.
Welligkeit:
Stellvertretend hier ein Bericht des Forumsmitglieds 'Georgio' im niederländischen speedpedelecrevie.com Forum. Er beschreibt seine Erfahrungen folgendermassen und nimmt dabei den 'Sensor' in Schutz.
Unregelmässige Unterstützung erleben viele (auch ich selbst). Basierend auf dem Design des Sensors ist der Sensor ein ziemlich einfaches Konzept, was bedeutet, dass er seine Arbeit „gut“ oder „nicht“ erledigt. Es gibt kein dazwischen.
Ein schwankender Sensor?
Es passiert oft, wenn man eine Weile an der Ampel warten muss (ich achte darauf, dass ich nie die Füsse auf den Pedalen lasse), dass man plötzlich ein viel besseres Ansprechverhalten beim Anfahren hat. Hier hilft oft ein Neustart oder Offset-Reset, aber nicht immer. Das ganze sieht nach einem Softwareproblem aus. Mit den Werten, die aus dem Sensor kommen, kann man nicht viel anfangen. Die gemessenen Spannungen variieren kontinuierlich, so dass sie von der Software in einen brauchbaren „gleitenden Durchschnitt“ umgerechnet werden müssen. Danach werden wahrscheinlich noch viele weitere Vorgänge durchgeführt, bis ein Signal an die Motorunterstützung gesendet wird. Auf jeden Fall nichts, mit dem man sich an den FM wenden kann, da die Beschwerden von der Interpretation abhängen und nicht reproduziert werden können. Auch die Messwerte der Spannungen während des Zyklus geben keinen Hinweis darauf, dass der Sensor etwas falsch macht.
Forumsgrüsse von Georgio
(übersetzt aus dem Niederländischen mit deepl.com)
Hupen:
In Posts ist hin und wieder über den plötzlichen Wegfall der Unterstützung zu lesen. Dabei bricht die Ausgangsspannung 'voltage' des TMM-Sensors ohne zutun von Schlaglöchern oder ruppiger Fahrbahn stark ein und bewegt sich danach meist ausserhalb des Arbeitsbereichs. Liegt ‚voltage’ ausserhalb des Arbeitsbereichs stellt der Stromer die Unterstützung ein, liegt sie noch innerhalb aber stark unterhalb des ‚offset‘ fährt er stark gehemmt.
Ein wirksamer Workaround, und durch diverse Schilderungen von Stromerfahrern belegt, ist hupen. Hupen bringt die 'voltage' im Omni wieder auf Ausgangsniveau und man kann weiter fahren. Wer es nicht glaubt: 📽 Video.
In diesen Threads berichten Stromerfahrer vom Problem:
Die eigentliche Ursache ist bis heute nicht bekannt. Ein Erklärungsversuch findet sich im NL-Stromerforum. Die Lösung des Problems ist meistens der Austausch des Sensors und, bei Sensoren mit Stecker in der Kettenstrebe, auch des Kabels bis zum Omni.
Mantelwellenfilter:
Ein spezielles und wohl seltenes Problem ist eine Sensorspannung weit oberhalb des Arbeitsbereichs. Der stromerforum.ch user 'Faithlesslorin' berichtet über dieses Problem. Beim Fahren fällt plötzlich die Unterstützung aus, Kalibrieren ist wegen eines viel zu hohen Sensorspannungswerts nicht möglich. Der Sensorwert springt von normal ~1.2 V auf ca. 2.8 V. Das Phänomen tritt auch ohne Bewegung des Bikes auf, z.B. über Nacht. Berührt man das Sensorkabel, sinkt die Spannung wieder auf den normalen Wert. Ein Austausch des Sensors löste das Problem nicht. Nach viel Forensic scheint die Lösung das Anbringen eines Klappferriten beim Anschlusskabel direkt am Sensor zu sein. Dieser dämpft bzw. eliminiert eingekoppelte Störungen über das Sensorkabel. Die Nachhaltigkeit der Lösung ist Stand 30. Juni 2023 nicht bekannt. Der Post hier ist ein guter Ausgangspunkt für weitere Informationen.
Ich fahre mit einem leichten Vorlauf der Sensorspannung 'voltage' gegenüber dem Wert 'offset' (negativer Offset). Die Spannungsdifferenz beträgt ca. 20-30 mV. So läuft mein ST3 optimal, hat ein gutes Ansprechverhalten, ist agil hat aber noch keinen Eigenvortrieb.
Tatsächlich passiert es in der Praxis analog den obigen Schilderungen von 'Georgio' , dass die Unterstützung eine Art 'Eigenleben' entwickelt obwohl nichts am Bike verändert wurde. Die Unterstützung lässt den gewohnten 'Zug’ vermissen, man hat das Gefühl das Bike 'bremst'. Es passiert z.B. über Nacht, an einem Stopp, seltener bei normaler Fahrt. Manchmal löst sich das Problem von selbst, manchmal hilft Kalibrieren, aber nicht immer.
Reproduzierbar ist bei mir der Effekt der gehemmten Unterstützung nach Anwendung der Rekuperation. Verwende ich diese bei einer längeren Abfahrt habe ich festgestellt, dass die Sensorspannung 'voltage' unter die Spannung 'offset' fällt (ca. 20-50 mV). Damit fährt der Stromer mit gehemmter Unterstützung, hat keinen Durchzug. Der Effekt verliert sich meist wieder wird einfach weitergefahren. Kalibriert man trotzdem auf den neuen, tieferen Wert von 'voltage' und "erholt" sich die Sensorspannung, kann es passieren, dass der Stromer immer mehr Eigenvortrieb entwickelt.